Kopfbäume
Ein naturschutzfachliches Schmuckstück - Kopfbäume im Wald

Kopfweiden am BachZoombild vorhanden

Foto: Boris Mittermeier

Kopfbäume sind keine unnützen zwei Quadratmeter sondern „Artenvielfalt mit integrierter Brennholznutzung“. Gerade die Kopfweiden gehören zu den wertvollsten Biotopbaumstrukturen. Höhlen für Vögel, Fledermäuse, und Kleinsäuger sowie Winterquartiere für Insekten sind nur einige Beispiele hierfür.

Was sind Kopfbäume?

Kopfbäume sind stockausschlag-fähige Bäume, die auf eine Höhe von 1 m bis 3 m eingekürzt werden. Am bekanntesten sind wohl Kopfweiden - aber auch andere Baumarten wie Hainbuche, Eiche, Linde, Erle und Pappel sind in der Lage, aus den Schnittstellen wieder auszutreiben. Durch mehrmaliges Zurückschneiden entsteht eine kopfartige Verdickung, die namensgebend ist.

Wie sind sie entstanden?

Kopfbäume stehen vermutlich in nahem Zusammenhang mit Weidenutzung. Zum einen dienten die lebenden Bäume wohl als stabile Pfosten oder Eckpfosten für die Zäunung, zum anderen waren die jungen Triebe für das Weidevieh nur schwer erreichbar und das Vieh schälte ältere Baumstümpfe mit ihrer harten Rinde weniger als junge. Die Bäume bildeten ohne großflächigen Schattenwurf dem Vieh Schutz vor Sonne und Regen. Die ursprüngliche Nutzung reichte von Weidenruten für Flechtwerk bis zur Brennholznutzung mit unterschiedlichen Nutzungszyklen von ein bis 20 Jahren.

Wo liegt der ökologische Mehrwert von Kopfbäumen?

Lebensraum und Nahrung
Die üppigen Stockausschläge bilden ein dichtes Netzwerk an Zweigen für freibrütende Vögel. Durch Verwachsungen im Bereich des Kopfes entstehen verschiedenartigste Höhlen und Halbhöhlen für Vögel, Fledermäuse, Kleinsäuger und Winterquartiere für Insekten. Die Kätzchen der Weidenarten sind für Insekten wichtige Nahrungsquellen im Vorfrühling.
Bäume am Ende Ihres Lebens
Der höhere Wert liegt aber darin, dass die Bäume im Laufe der Jahre innen faulen und somit eine Phase im Leben eines Baumes repräsentieren, die wir heute nur noch selten finden: sterbende Bäume am Ende ihres Lebenszyklus. Sie sind damit Lebensraum für eine bedrohte Gruppe von Insekten: v.a. Käfer, die sich häufig nur wenige Meter von ihrem Baum wegbewegen.
Trittsteine für Schutzbedürftige
Als Solitärbäume oder in weitständigen Baumgruppen erfüllen Kopfbäume eine weitere, wichtige Funktion in der Biotopvernetzung von einem Waldgebiet zum anderen oder einer Hecke zur anderen. Das Sicherheitsbedürfnis von vielen Tierarten lässt Wanderungen über längere Strecken ohne Schutz und Rastmöglichkeiten nicht zu - hier wirken diese als sogenannte Trittsteine oder Trittsteinbiotope.

Wodurch sind Kopfbäume bedroht?

Die größte Bedrohung entsteht dadurch, dass das Interesse an der Nutzung verloren gegangen ist. Die Triebe der Kopfbäume werden zu dick und zu schwer. Durch den vermodernden Kern ist die Statik des Baumes nicht mehr in der Lage, die Äste zu tragen und der Kopfbaum bricht auseinander. Kopfbäume sind Kulturgüter und brauchen Nutzung. Sie stehen wie kaum eine andere Nutzungsform für „schützen durch nützen“.
Kopfbaum

Foto: Tobias Schropp