Die Wildbirne
Seltene Baumarten im Wald
Zoombild vorhanden
Foto: Gerhard Huber
Zur Artenvielfalt im Wald gehören gerade auch der Erhalt und die Förderung von seltenen Baumarten. Eine besonders seltene und eher unbekannte Art ist die strauchförmig oder als Halbbaum wachsende Wildbirne.
Sie bevorzugt trockenwarme und nährstoffreiche Standorte. Neben sommerwarmen Wäldern sagen ihr vor allem besonnte Waldränder zu. Gerade hier ist sie, nicht zuletzt als Bienenweide oder einfach aus ästhetischen Gründen, eine wertvolle Bereicherung.
Die Wildbirne – eine seltene Baumart stellt sich vor
Ein Relikt aus der Eiszeit
Die Wildbirne, botanisch Pyrus pyraster, ist eine eher unbekannte Baumart. In der nacheiszeitlichen Wärmezeit vor etwa 4.500 bis 7.500 Jahren ist die Wildbirne nach Mitteleuropa eingewandert. Sie gilt somit als Relikt der damals vorherrschenden wärmzeitlichen Eichenwälder.
Standortsansprüche
Sie liebt daher warme, sonnige Standorte; bevorzugt sonnige Hänge, sommerwarme Laubmischwälder, Hecken sowie Trocken- und Felsgebüsche. Die Wildbirne als eine Licht- bis Halbschattenbaumart ist nicht besonders konkurrenzfähig. Bevorzugt werden daher von der Wildbirne lichte, wärmeliebende Eichentrockenwälder sowie Eichenbuschwälder auf trockenwarmen Kalkstandorten. In solchen lichten und wärmebegünstigten Mischbeständen und Waldrändern haben viele Wildobstarten so auch die Wildbirne ihre bevorzugte Heimat gefunden. Bevorzugt wächst die Wildbirne auf nährstoffreichen und kalkreichen Böden. Die Wasserversorgung sollte mäßig frisch bis trocken sein. Staunässe meidet sie. Gedeiht aber im teilweise überfluteten Hartholzauwald gut. Die Wildbirne ist Pfahlwurzler. Sie ist äußerst trockenheitserträglich, aber frostempfindlich.
Erscheinungsbild
Die Wildbirne hat bedornte Zweige. Ihre Blätter sind rundlich-herzförmig, kurz zugespitzt und äußerst fein gezähnt. Die Rinde der Wildbirne ist würfelförmig gefeldert; teilweise ist sie schuppig. Je nach Wuchsart wird sie strauch- bis baumförmig. Im Frühjahr zeigt sie ihre weiße Blütenpracht. Die Wildbirne bildet kleine rundliche Früchte mit bis zu 3,5 cm Durchmesser, die herb sauer sind. Es handelt sich um eine eigenständige Baumart. Wichtig ist, dass die Wildbirne als solche erkannt wird und nicht mit verwilderten Kulturbirnen verwechselt wird.
Seltenes schützen
Zur Artenvielfalt im Wald zählen vor allem der Erhalt und die Förderung von seltenen Baumarten. Somit ist jedes einzelne Individuum der seltenen Baumart Wildbirne als Mischbaumart und Samenbaum für die Zukunft erhaltens- und schützenswert.
Wie kann man Wildbirnen bestimmen?
Gentechnische Analyse
Es gibt sehr wenige Experten, die eine Wildbirne von einer verwilderten Birne anhand ihrer Blatt-, Knospen- oder Rindenmerkmale unterscheiden können. Auch kleine Früchte sind kein sicheres Unterscheidungsmerkmal, denn es gibt auch kleinfrüchtige und sauerschmeckende Kultursorten. Um die Wildformen sicher zu bestimmten, wird das Erbgut der Bäume heute deshalb anhand gentechnischer Verfahren im Labor untersucht. Dabei vergleicht man das Erbgut mit den bekannten Birnensorten im Obstanbau. An bekannten Genorten unterscheiden sich die Wildbirne von den bekannten Birnensorten und ermöglichen ein sichere Artbestimmung.
Vorkommen
Aufgrund der geringen Konkurrenzkraft gegenüber anderen Bäumen kann die Wildbirne keine größeren Vorkommen bilden. Sie kommt immer nur eingestreut vor, bevorzugt an Waldrändern und im Auwald. Bei der letzten bayerischen Inventur im Jahr 2009 bis 2012 konnten nur sehr wenige Vorkommen mit einer größeren Baumzahl in Unter- und Mittelfranken bei Kitzingen und Uffenheim kartiert werden. Im übrigen Bayern finden sich gelegentlich Einzelbäume.
Schutz regionaler Wildbirnen
In den Auwäldern der Isar wurden jetzt einige Birnbäume entdeckt. Sie zeigen viele äußere Merkmale, die auf die Wildform hindeuten. Deshalb sollen Sie so bald wie möglich genetisch am Amt für Waldgenetik in Teisendorf untersucht werden, um Gewissheit zu haben, ob es Wildbirnen sind. Denn sie wären wohl die letzten ihrer Art in unserer Region. Zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt will man die Bäume bestmöglich schützen und weitere Maßnahmen zur Nachzucht und Wiederansiedlung einleiten. Zudem wird die Suche nach weiteren Exemplaren der wertvollen Baumart intensiviert. Das Vorhaben wird vom Bereich Waldnaturschutz am AELF Landau a.d.Isar-Pfarrkirchen betreut.