Pflanzenbau
Verfahrensablauf zur Grünlandsanierung bei Gemeiner Rispe
Bei extremer Verungrasung besonders durch die Gemeine Rispe hilft in den meisten Fällen nur noch der Umbruch der betroffenen Wiese.
Eine sehr sichere, in der Vergangenheit bewährte und bodenschonende Methode ist die chemische Bekämpfung mit Totalherbiziden. Dies ist allerdings letztmalig nur noch 2021 möglich.
Für die Zukunft bleibt auf erosionsgefährdeten Lagen bzw. ohne tiefe Bodenbearbeitung nur noch der mehrmalige Einsatz von Zinkenstriegeln mit dem Schwaden und Abfahren des herausgerissenen Materials im Sommer übrig.
Wenn die Grasnarbe zusätzlich mechanisch durch Fahr-, Tritt- oder Wühlschäden beschädigt ist, kann dies, sofern eine ausreichend tiefe Krume vorhanden ist und keine Erosionsgefährdung vorliegt, mechanisch mit dem Pflug oder einer Umkehrfräse erfolgen (Grünlandumbruchantrag beim AELF stellen!).
Für eine optimale Entwicklung des neuen Aufwuchses kommt es auf die richtige Ansaatmischung, die praktische Neuansaat, sowie auf die Pflege und Düngung an. Auch der optimale Zeitpunkt für den ersten Schnitt ist ausschlaggebend.
Auswahl der optimalen Ansaatmischung
Mischungsempfehlungen:
- Bayerische Qualitätssaatgutmischung W-N "D" – 20 kg/ha: Zur Nachsaat
- In Lagen mit Trockenheits- und/oder Auswinterungsgefahr ist ein Zusatz von 2,0 kg/ha eines späten Knaulgrases (z.B. Lupre) + 6 kg/ha Wiesenlieschgras (z.B. Classic, Phlewiola) sinnvoll.
- Bei einer Neuansaat im Herbst werden zusätzlich 15 kg/ha Wiesenrispe (z.B. Lato/Liblue in Mischung) in einem Sävorgang mit den anderen Mischungspartnern ausgesät – insgesamt also ca. 43 kg/ha
Handlungsempfehlungen
- Anfang bis Mitte August:
- Der letzte Schnitt vor der Sanierung ist so zu mähen, dass der Bestand Mitte bis Ende August ca. 10 cm hoch aufwächst.
- Mitte bis Ende August – Einsatz der Totalherbizid-Mischung:
- Bevorzugt 4 l/ha (Liter pro Hektar) Glyphosat-Präparat + 1,5 l/ha Ranger als Tankmischung mit max. 300 l/ha Wasser ausgebracht (4 Stunden kein Regen).
- Großzügiges Überlappen beim Anschlussfahren, damit keine unbehandelten Streifen bleiben.
- Bei unwesentlichem Weißklee-, Hahnenfuß- bzw. Löwenzahnbesatz ist keine Zumischung von Ranger notwendig.
- Anfang – Ende September: Grünlandneuansaat
- 1. Arbeitsgang: Kreiselegge + Sämaschine kombiniert – Ansaat der halben Saatgutmischung (ca. 21 kg/ha)
- 2. Arbeitsgang: Mit Sämaschine solo möglichst mit "offenen Pfeifen" - Ansaat der restlichen Mischung (ca. 21 kg/ha), wenn möglich quer oder zumindest diagonal zur vorhergehenden Saatrichtung. Das Saatgut wird über die Striegel der Sämaschine eingearbeitet.
- 3. Arbeitsgang: Sofortiges Walzen mit „Rauhwalze“ (z.B. Cambridge- bzw. Sternwalze) am besten quer zum Hang (Erosionsgefahr)!
Pflege- und Düngungsmaßnahmen im Ansaatjahr
- Ende September ca. 30-40 kg N/ha (z. B. 1-1,5 dt/ha KAS 27 %) in den Auflauf hinein bei gut befahrbarem Boden.
- Keine Gülledüngung wegen möglicher Ätzschäden oder Fahrspuren auch zu den beiden ersten Aufwüchsen im Folgejahr.
- Bei hohem Unkrautdruck nach dem Auflaufen (bei trockenen Bodenverhältnissen) gegebenenfalls Schröpfschnitt ins Auge fassen (Reduzierung des vorhandenen Unkrautbesatzes und Anregung der Bestockung der Neuansaat). Unter günstigen Umständen kann im Oktober noch ein Aufwuchs geerntet werden, damit der Bestand nicht zu üppig in den Winter kommt
Pflege- und Düngungsmaßnahmen in den Folgejahren
Bei einem durchschnittlichen Weißkleebesatz und 50 Kubikmeter Rindergülle (7,5 % Trockensubstanz) pro Hektar und Jahr verbleiben deshalb noch 150 kg N, 40 kg P2O5 und 80 kg K2O pro Hektar und Jahr als mineralische Ergänzungsdüngung, um die Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten. (Düngebedarfsermittlung als Obergrenze; Vorgaben in den roten Gebieten beachten!). Zur Verbesserung der N-Wirkung sollte die Gülle im Sommerhalbjahr auf möglichst unter 6 % TS verdünnt oder nur Dünnseparat ausgebracht werden. Damit können auch die problematischen "Güllewürste" vermieden werden
Begleitmaßnahmen
Ein leistungsfähiges Grünland trägt wesentlich zur Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung bei und sollte deshalb mehr als bisher gehegt und gepflegt werden.