Landwirtschaft und Artenschutz am Beispiel Kiebitz
Feldvögel und Wiesenbrüter schützen

KiebitzZoombild vorhanden

H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Der Gelegeschutz für Feldvögel und Wiesenbrüter ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Auf Feldstücken, die in den entsprechenden Gebietskulissen für Feldvogel und Wiesenbrüter liegen, ist der Gelegeschutz zu beachten.

Kiebitze bevorzugen offene Flächen mit niedriger Vegetation und Offenboden, die durch hohe Wasserstände besonders feucht sind. Sie brüten daher oft in Ackerflächen.

Gelege schützen

Kiebitz NestZoombild vorhanden

Kiebitznest im Feld

Bei der Maisaussaat empfiehlt das Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Rottal-Inn, soweit betrieblich möglich auf eine Bodenbearbeitung zur Gülleeinarbeitung beziehungsweise Maisaussaat zu verzichten. Neben einer Bodenbearbeitung bis zum 20. März, das heißt bevor Kiebitze Eier legen, stellt für Flächen in diesen Gebietskulissen die Maisaussaat im Direktsaatverfahren mit reduzierter Fahrgeschwindigkeit eine sinnvolle Möglichkeit dar, sehr viele Gelege zu erhalten. Wenn auf eine Bodenbearbeitung nicht verzichten werden kann, ist das Zusammenlegen von Bewirtschaftungsgängen hilfreich, da dadurch mehrfache Störungen vermieden werden und den Tieren mehr Zeit für mögliche Nachbruten bleibt.
Die Gülleausbringung in der Feldvogel- und Wiesenbrüterkulisse sollte erst bei einer Bestandshöhe des Maises von 35- 50 cm durchgeführt werden. Somit wären Verluste in der Brut -und Aufzuchtzeit deutlich entschärft.
Vor allem, wenn die Einsaat aufgrund der Witterung ohnehin nach hinten verschoben werden muss, ist es für den Kiebitz hilfreich, wenn die Einsaat erst ab dem 20. Mai geschieht. Dann sind die Chancen besonders hoch, dass die Erstbrut der Tiere überlebt.
Falls ein brütender Kiebitz bei der Bewirtschaftung gesehen wird, ist es hilfreich, diese Stelle zu markieren und sie bei weiteren Bewirtschaftungsgängen kleinräumig zu umfahren.
Was gilt im Ökolandbau?
Bei ökologisch wirtschaftenden Betrieben ist genauso darauf zu achten. Der Saatzeitpunkt sollte deutlich nach hinten verschoben werden. Vor dem Schlupf der Küken ist die mechanische Unkrautbekämpfung mit Striegel oder Hackmaschine kritisch zu sehen, da eine Vielzahl von Gelegen vernichtet werden. Nach dem Schlupf ist eine reduzierte Fahrgeschwindigkeit beim Hacken oder Striegeln notwendig, um den Tieren die Flucht zu ermöglichen - das bezieht sich auch auf den Besatz mit jungen Feldhasen.
Für sogenannte Kiebitzfenster bestehen grundsätzlich Fördermöglichkeiten. Sobald es genauere Informationen dazu gibt, werden sie an dieser Stelle bekannt gegeben.

Kulisse der Wiesenbrütergebiete (Fachinformationssystem FiN-Web) selbst abrufen Externer Link

Wiesenbrüter Feldvögel Rottal-Inn

© Bayerische Vermessungsverwaltung

Wiesenbrüter Feldvögel Rottal-Inn 2

© Bayerische Vermessungsverwaltung

Legende

© Bayerische Vermessungsverwaltung

Kiebitz: Steckbrief

  • Zwischen 1992 und 2016 sind die Kiebitzbestände in Deutschland um 88 Prozent zurückgegangen.
  • Der Kiebitz steht auf der roten Liste Kategorie 2: Stark gefährdet.
  • Er ruft seinen Namen "Ki-witt".
  • Männliche Kiebitze unterscheiden sich zur Brutzeit von den Weibchen durch eine längere Federholle am Kopf, eine komplett schwarz gefärbte Brust (Weibchen haben meist eingestreute weiße Federn) sowie eine hellere Gesichtsfärbung.
  • Kiebitze bevorzugen offene Flächen mit niedriger Vegetation und Offenboden, die durch hohe Wasserstände besonders feucht sind. Sie brüten daher oft in Ackerflächen.
  • Kiebitze haben es gerne übersichtlich und meiden Gehölzstrukturen und andere Sichtbarrieren.
  • Sie sind oft sehr standorttreu und nutzen traditionelle Brutstandorte immer wieder.
  • Hauptnahrung der Altvögel sind Bodenorganismen, z.B. Regenwürmer. Küken jagen vor allem Spinnen und andere Wirbellose auf dem Boden.
  • Insbesondere die Männchen der Kiebitze verteidigen ihre Reviere und vollführen im Frühjahr beeindruckende Balzflüge. Geeignete Flächen werden von mehreren Paaren in lockeren Kolonien besiedelt.
  • Das Nest ist eine Mulde am Boden mit meist vier Eiern. Die durchschnittliche Brutzeit beträgt etwa 28 Tage.
  • Die Jungen sind Nestflüchter und verlassen das Nest kurz nach dem Schlupf. Mit etwa vier Wochen sind sie flugfähig.
  • Die Brutzeit beginnt je nach Witterung bereits ab Mitte März. Bei Verlust des Nests legen die Kiebitze ein Nachgelege an.
  • Somit erstreckt sich die Aufzuchtzeit der Brut und Jungvögel von Mitte März bis etwa Mitte Juni.
  • Um den Bestand stabil zu halten, ist ein Bruterfolg von rund 0,8 bis 0,9 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar und Jahr nötig. Dies wird bei uns in den wenigsten Brutgebieten erreicht.

Ansprechpartner LPV:
Adrian Wimmer, Landschaftsökologe
Öko- und Ausgleichsflächen, Wiesenbrüterschutz
Tel.: 08721-5089357 (Mo.-Do.)
E-Mail: adrian.wimmer@lpv.rottal-inn.de
Internet: Ansprechpartner des LPV Externer Link

Video

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Kiebitzen eine Chance gegeben